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Hanna Noller spricht über die Transformation der Stadt

Portrait von Thomas Lipp
Thomas Lipp

12.09.2019

Lab Talk: Hanna Noller über die Transformation der Stadt

Wem gehört die Stadt? Dieser Frage widmen sich die Stadtlücken, ein gemeinnütziger Verein, der sich dafür einsetzt, das Bewusstsein für öffentlichen Raum und Stadterfahrung in Stuttgart zu schärfen und ein Netzwerk für das gemeinsame Entwickeln einer lebenswerten und kreativen Stadt zu fördern. Mitgründerin Hanna Noller war bei uns und sprach über Lücken, Bürokratie und die richtige Programmierung.

Das Projekt Stadtlücken e.V. begann für Hanna Noller schon im Architekturstudium mit der Frage: „Warum sieht die Stadt so aus, wie sie aussieht?“ Durch die Kartierung von Lücken – Baulücken, Zeitlücken, soziale Lücken, rechtliche Lücken, Wissenslücken – entwickelten Hanna und ihre Kolleg_innen ein erstes Werkzeug, um sich der tatsächlichen Optionen hin zu einer lebenswerteren Stadt bewusst zu werden. Wie können wir das Potential dieses öffentlichen Raums erschließen?

Kartierung der Lücken

In Folge der Auseinandersetzung entstand eine Sammlung der Orte, Ideen und beteiligten Initiativen in Form eines Blogs sowie eine monatliche Diskussionsrunde rund um die Frage „Wem gehört die Stadt?“

Wo ist eigentlich dieser Österreichische Platz?

Die größte identifizierte Lücke bildet der Österreichische Platz, gelegen unterhalb der Kreuzung von Paulinen- und Hauptstädter Straße mit Zugang über die Tübinger Straße.

Der Platz ist keiner. Einige Parkplätze unter einer Brücke. Um den unbekannten und ungenutzten Raum für am Gemeinwohl orientierte Nutzungsweisen zu erschließen, vereinbarte der Stadtlücken e.V. mit der Stadt vorerst eine zweiwöchige Zwischennutzung.

Diese Chance nutze das Team für eine diverse Bespielung mit Installationen und viel Raum für direkte Ansprache und Diskurs. Die gut besuchten Veranstaltungen und die wachsende Aufmerksamkeit in der Presse sorgten für einen starken Netzwerkeffekt. So konnte sich aus der kurzen Zwischennutzung schließlich ein zweijähriges Experiment entwickeln. Innerhalb dessen hat sich ein abwechslungsreiches und von vielen Beteiligten getragenes Programm entfaltet – immer darauf bedacht, im besten Sinne öffentlich, also zugänglich, inklusiv und nicht kommerziell, zu sein.

Wie können Ressourcen gemeinschaftlich genutzt werden?

Inspiriert sind die Mitglieder des Stadtlücken e.V. unter anderem durch die Politikwissenschaftlerin und Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom (1933–2012). Ostrom beschäftigte sich mit der Frage, wie sich Menschen organisieren, um gemeinschaftlich komplexe Probleme zu bearbeiten. In ihrem Buch „Governing the Commons“ von 1990 befasst sich die Autorin mit dem Problem des kollektiven Handelns bei knappen natürlichen Ressourcen.

Diese Fragestellungen hat der Stadtlücken e.V. auf das Thema Stadtraum übertragen. Wie können wir gemeinschaftlich den wenigen Zwischenraum in der Stadt nutzen und ausgestalten? Auch die acht Designprinzipien aus „Die Verfassung der Allmende“ (1999 in deutscher Sprache erschienen) haben bei der Herausbildung eines Konzepts für den öffentlichen Raum eine wichtige Rolle gespielt.

Was passiert mit dem Platz?

Am Beispiel des Österreichischen Platzes wird sichtbar, dass Stuttgart Räume oder eben „Lücken“ benötigt – für Kultur, Subkultur und Kreativität im öffentlichen Raum. In diesem Fall ist es Stadtlücken e.V. gelungen, aus einem nahezu toten Parkplatz einen lebendigen öffentlichen Raum mit einem diversen Angebot zu formen.

Entwurf für die Neugestaltung des Österreichischen Platzes

Die Förderung der Initiative läuft noch bis Oktober 2019. Danach muss wieder neu verhandelt werden.

Lebenswerte Stadt ist Prozess.




Vielen Dank, liebe Hanna, für Deinen inspirierenden Vortrag! Wir sind gespannt auf die Zukunft und auf kommende Projekte.

Vita Hanna Noller

Hanna Noller ist gelernte Schreinerin, Dipl. Betriebswirtin, hat Architektur in Hamburg, Istanbul und der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert. Sie lehrt, gestaltet und forscht an der Universität Stuttgart am Städtebau-Institut am Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur. Des Weiteren ist sie Gründungsmitglied von Stadtlücken e.V. und Kandidatin bei den Stadtisten.

Stadtlücken e.V. sind

Natalie Brehmer, Sascha Bauer, Ania Corcilius, Mark Julien Hahn, Lena Engelfried, Sebastian Klawiter, Carolin Lahode, Martin Mannweiler, Hanna Noller, Dominik Schultheiß, Christine von Raven, Jens-Holger Streck, Valerie Rehle, Jonas Wansing, Elisabeth Schaumann, Marco Zörn, Dagmar Staiger, Felicitas Straka, Sarah Ann Sutter

Weitere Projekte des Stadtlücken e.V.