Die Zahlen sprechen für sich: Nur 11,8 % der Ressourcen in Europa werden im Kreislauf geführt. Gleichzeitig basiert wirtschaftlicher Wohlstand mehr denn je auf linearem Ressourcenverbrauch und einzelne Aspekte wie Kunststoffverpackungsmüll befinden sich auf alarmierenden Trendkurven.
Markus Kühert vom Wuppertal Institut zeigte in seinem Eröffnungsvortrag, dass der Weg zur Kreislaufwirtschaft noch weit ist, präsentierte aber gleichzeitig einen Lösungsvorschlag:
Echte Transformation durch eine doppelte Entkopplung: Materieller Besitz vom Naturverbrauch und Lebensqualität vom materiellen Besitz. Ziel ist also eine Kreislaufwirtschaft mit hochwertig geschlossenen Kreisläufen, ermöglicht durch neue Geschäftsmodelle und einem neuen Werteversprechen: Mehr Lebensqualität bei geringerer Belastung der natürlichen Ressourcen und Ökosysteme – im Umkehrschluss: Wertschöpfung ohne kostspielige Ressourcenextraktion.
Die entscheidende Frage lautet nicht mehr, ob eine Circular Economy notwendig ist, sondern wie sie in Form von rentablen Geschäftsmodellen implementiert werden kann.
Zahlreiche vorgestellte Cases zeigen, dass durchdachtes Design der stärkste Hebel für Ressourcen- und Energieeffizienz ist und gleichzeitig neue Geschäftsfelder eröffnet.
Katie Morgenroth, Head of Sustainable Design bei Google, illustrierte dies anhand von zwei Beispielen. Auf der einen Seite der Refresh des Google Home Mini, der sich allein um die Optimierung des Materials und der Ressourceneffizienz drehte, statt um die Neugestaltung der Außenhülle. Und auf der anderen Seite das Google Nest-Thermostat, das mit einer individuellen Heizroutine in der Nutzungsphase hohe Effizienzgewinne durch selbstlernende Algorithmen erzielt. Besonders spannend war außerdem die Frage, wie ein Produkt oder eine Verpackung gestaltet sein muss, um nachhaltiges Nutzerverhalten zu incentivieren. Als Beispiel führte Katie das Packaging der Google-Produkte auf, das durch die Anmutung und Haptik klar kommuniziert, dass es sich um Papier handelt und Kund_innen damit die korrekte Entsorgung vereinfacht.
Steffen Erath, Head of Innovation & Sustainability bei Hansgrohe, präsentierte mit der Green Vision – Beyond Water ein eindrückliches Beispiel, wie gutes Design die Suffizienz steigern und die User Experience verbessern kann. Das Badezimmerkonzept hebt den Wellnessaspekt auf ein neues Level und spart gleichzeitig 90 % Wasser. Durch nutzerzentriertes Design und dem Insight, dass Wellness im Gegensatz zur Hygiene auch ohne Wasser auskommt, wurden mit dem Lightdome neue Ansätze für das Erfüllen des Bedürfnisses nach Entspannung entwickelt.
Diese Projekte zeigen, was möglich ist, wenn Planetary Thinking als Ausgangspunkt für die Produktinnovation dient. Durch den Perspektivwechsel werden spannende neu Werteversprechen entwickelt, die nachhaltige Lösungen begehrlich machen.
VEPA, Hersteller zirkulärer Büromöbel, demonstriert, wie Reuse, Refurbishment und Remanufacturing unternehmerisch tragfähig umgesetzt werden können. Besonders spannend dabei ist, dass neben eigenen Möbeln auch die anderer Hersteller wiederaufgearbeitet werden, um Büros auszustatten. Ebenso zeigte Architektin Margit Sichrovsky, dass zirkuläres Bauen durch 1:1-Wiederverwendung von Materialien im Bestand möglich ist. Zusammen mit erneuerbarem Strom und Wärmeversorgung ist somit sogar klimapositiver Betrieb realistisch. Sie sprach jedoch auch darüber, dass erst die Digitalisierung vom Bestand und die Erfassung der verbauten Ressourcen, die größte Herausforderung für zirkuläres Bauens – das Materialsourcing – wirklich löst. Sie schloss den Tag mit einem Zitat, das die Zukunft des Bauwesens perfekt auf den Punkt brachte: „Abreißen ist over“.
Intuity hat in den vergangenen Jahren eine tiefgehendes Know-How und Expertise im Bereich sustainable Innovation und zirkulärer Produktstrategie aufgebaut und sich als führendes Beratungsunternehmen in diesem Feld etabliert.
Ein Projekt, das die Herausforderung der Digitalisierung des Bestands aufgreift, ist der Bikepass, den wir im Austausch mit Focus Bikes entwickeln. Die digitale Lösung erleichtert nicht nur Wartung und Reparatur, sondern fördert aktiv die Wiederverwertung von Fahrrädern. Nutzer_innen erhalten Transparenz über den Lebenszyklus, Pflegehistorie und mögliche Upgrades. Händler_innen und Hersteller können neue Touchpoints für Service und Rücknahme gewinnen.
Der Bikepass zeigt: Die Circular Economy ist mehr als ein abstraktes Konzept, sie lässt sich in konkrete, skalierbare Anwendungen übersetzen – nutzerzentriert, pragmatisch, datenbasiert und wirtschaftlich relevant.
Um die Implementierung von Prinzipien der Circularity in die Produktentwicklung zu unterstützen, haben wir im Auftrag von Umwelttechnik BW in einem aktuellen Projekt eine praxisorientierte Guideline entwickelt. Ziel der Guideline ist es, in Produktteams zunächst ein gemeinsames Verständnis aufzubauen und eine Transformation der Unternehmenskultur einzuleiten, beispielsweise durch das Schaffen entsprechender Rollen, die Sensibilisierung zu Aspekten der Kreislaufwirtschaft sowie den eigenen Einfluss- und Handlungsbereich. Ergänzend dazu gilt es jedoch durch erste Piloten für entsprechende Produkte und Geschäftsmodelle Praxiserfahrung zu sammeln.
Unser Ansatz vereint Systemdenken, Designkompetenz und Businessstrategie. Wir arbeiten in interdisziplinären Teams mit Produktmanager_innen, Entwickler_innen, Designer_innen und Entscheidungsträger_innen – mit klarem Ziel: Mit ihnen die Potenziale für zirkuläre Produkte und Services zu identifizieren, zu testen und zu skalieren.
„Circularity skaliert dort, wo Produkt, Geschäftsmodell, Organisation und die Wertschöpfungskette ganzheitlich zusammenspielen.”
Sie wollen den nächsten Schritt in Ihrer Strategie hin zu echten Circular Economy Geschäftsmodellen gehen?