Ihre Präsentation eröffneten Malte und Johannes durch vorgelesene Zitate – Aussagen, von Menschen mit Höreinschränkungen, die die beiden in Interviews im Rahmen ihrer Recherchephase zum Projekt zusammengetragen hatten. Dieser Einstieg hat uns direkt und empathisch abgeholt und die Fülle an Herausforderung der Betroffenen plastisch werden lassen.
Malte und Johannes identifizierten ein zentrales Problem: Hörhilfen sind nicht für dynamische Gesprächssituationen mit mehreren Personen optimiert – mit erheblichen Folgen für soziale Teilhabe.
Diesem Problem nahmen sich die beiden im Zuge ihrer Bachelorarbeit an der HfG Schwäbisch Gmünd an. Ihr Ziel: Eine Lösung zu entwickeln, die die soziale Teilhabe verbessert.
Die beiden nahmen uns mit auf eine Reise durch ihren ansprechend dokumentierten Konzeptions- und Gestaltungsprozess: Über die Problemanalyse, sehr frühe Tests mit ersten Interaktionsansätzen, Iterationen des Konzeptes, Usability Tests mit Patient_innen in einer Reha Klinik und Workshops mit potenziellen Usern. Malte und Johannes sprachen offen über Hürden, Richtungswechsel und Zwischenerfolge und untermauerten so ihre Designentscheidungen.
Was ihren Prozess für uns auszeichnete:
Die Smartphone-Anwendung lässt sich mit Hörimplantaten koppeln und unterstützt Nutzer_innen in Situationen, in denen ein akustischer Fokus auf einzelne oder mehrere Gesprächsteilnehmer_innen besonders wichtig ist. Das entwickelte Konzept befasst sich mit informellen Gruppengesprächen, wie sie zum Beispiel in einem Café oder in einer größeren Gesellschaft vorkommen.
Voice Select lokalisiert und trackt Stimmen im Umfeld und zeigt diese als Kreise auf der App an. Die User können dann manuell Stimmen in einen Fokusmodus setzen, sie ganz ausblenden oder auf subtil stellen. Auch an wichtige Details wurde gedacht: Ein Hear-Through-Button, Individualisierungsmöglichkeiten bei den Stimmlautstärken und ein klares Onboarding.
Mit einem Konzeptvideo zeigten die beiden uns, wie die Interaktion bei einem Treffen mit mehreren Freunden in einem belebten Café aussehen könnte und wie es den Betroffenen möglich ist, kleinere Gesprächsgruppen dynamisch zu fokussieren und diesen Fokus auch wieder aufzuheben. So kann die Teilhabe an oft lauten und leicht chaotischen Gruppengesprächen enorm verbessert werden. Wo sonst der Mental Load bei den Betroffenen zum echten Problem wird, greift hier die diskrete Steuerung der Hörsituation.
Auch die Tests in der Reha Klinik ergaben ein motivierendes Ergebnis. Malte und Johannes berichteten stolz von einer Testerin, die sich plötzlich voller Begeisterung in ein simuliertes Gruppengespräch einbrachte, obwohl sie sonst in ähnlichen Situationen als vergleichsweise still und zurückhaltend wahrgenommen wurde.
Es war für uns alle spürbar: In diesem Projekt steckt Herzblut und Leidenschaft für Design.
Vielen Dank, Malte und Johannes, für den spannenden Einblick in eure Arbeit. Voice Select ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie gutes Interaktionsdesign soziale Teilhabe verbessern oder ermöglichen kann. Wir drücken euch die Daumen, dass euer Konzept eines Tages den Alltag vieler Menschen erleichtert – uns habt ihr mit eurer Präsentation auf jeden Fall inspiriert.